Was du über diesen einzigartigen Wein wissen musst!

Was du über diesen einzigartigen Wein wissen musst!

Was ist Orangewein?

Nach den klassischen Weinfarben Weiß, Rosé und Rot nun auch Orange? Der Name leitet sich von der Farbe des Weins ab, die sich von Bernstein über Orange bis zu Kupfer zeigen kann. Daher der Name Orangewein. Das ist aber auch das Einzige, was diesen Wein mit der Farbe Orange verbindet.

Es handelt sich bei dieser Weinkategorie um Weine aus Weißweintrauben, die durch eine Maischegärung Kontakt mit den Schalen und manchmal auch den Stängeln der Trauben haben. So ist es auch beim Rotwein, der seine Farbe aus den Schalen der roten Trauben zieht. Wird eine rote Traube nur kurz angepresst, ergibt das einen weißen Wein (z.B. Blanc de Noir), ähnlich wie bei kurz angepressten Weißweintrauben für klassische Weißweine.

       Winzer Matthias Höfflin vom Bioland Weingut Höfflin überprüft seinen Wein

Ist Orangewein nur eine Modeerscheinung? 

Ja und nein, denn neu ist diese Art der Weinherstellung keineswegs. Man geht davon aus, dass bereits vor fast 8.000 Jahren in Georgien auf diese Weise Weine hergestellt wurden. Orangewein ist dort bis heute weit verbreitet und wird dort als Qvevri bezeichnet. Qvevri bezeichnet Wein aus Tonamphoren, die in der Erde eingegraben sind. Die konstanten Temperaturen ermöglichen eine langsame Gärung und eine geringfügige Sauerstoffzufuhr durch die porösen Tonwände. Dies führt zu Weinen mit komplexen Aromen, weichen Tanninstrukturen, einem einzigartigen Geschmacksprofil und besonderen Texturen.

Qvevris, eingelassen im Boden, in einem Weingut in Italien

Herstellung von Orangewein 

Zahlreiche Winzer weltweit stellen Orangewein wieder in Amphoren her. Allerdings ist dies nicht zwingend, denn Orangewein kann auch im Stahltank oder im Holzfass ausgebaut werden. Entscheidend ist die Maischezeit der Weißweintrauben, die von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten dauern kann. Orangewein mit kürzerer Maischezeit ist fruchtiger und weniger komplex, während Weine mit langer Maischezeit sehr tanninreich, komplex, intensiv in der Farbe und mit tiefen, erdigen Aromen sind. Orangewein erlebte Ende der 90er Jahre ein Comeback, vor allem im Friaul und in Slowenien. Durch die Naturweinbewegung Anfang der 2000er Jahre nahmen die Orangeweine einen weiteren Aufschwung.

Weißweintrauben während der Maischegärung in  der Amphore

Ist Orange nur ein anderes Wort für Naturwein? 

Orangewein ist besonders im Naturweinmilieu beliebt und verbreitet. Orangeweine entsprechen oft den inoffiziellen Vorgaben der Naturwein-Bewegung, wie Handlese, Spontanvergärung, Verzicht auf Schönungsmittel, minimale oder keine Schwefelzufuhr und sind meist unfiltriert. Dazu kommen die Regeln des ökologischen Weinbaus, die gesunde Böden und Trauben fördern. Dennoch ist nicht jeder Orangewein ein Naturwein und schon gar nicht jeder Naturwein ein Orangewein.

Wer trinkt Orangewein?

Beliebt ist Orangewein heute vor allem bei der jüngeren Generation. Laut einer Studie der Supermarktkette Sainsbury’s über „Aktuelle Trinktrends“ im August 2020 finden 33 Prozent in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren Orangewein cool und trendy. Ganz vorne beim Konsum liegen die Metropolen der Vereinigten Staaten, des UK, Deutschlands, Skandinaviens, Japans, Australiens und Kanadas. Die Top-Erzeuger von Orangewein kommen aus Georgien, Slowenien, Italien, Österreich, Spanien, Deutschland und Kroatien.

Wie schmeckt Orangewein? 

Orangewein präsentiert sich in einer beeindruckenden Vielfalt an Geschmacksrichtungen, ähnlich wie Rot- und Weißweine mit ihren unterschiedlichen Charakteren. Ein gemeinsames Merkmal von Orangewein ist, dass er im Vergleich zu Weißwein oft mehr Körper und Struktur aufweist, während die fruchtbetonten und floralen Nuancen in den Hintergrund treten. Stattdessen überwiegen erdige, mineralische, manchmal grüne Aromen. Wenn Fruchtnuancen hervortreten, erinnern sie häufig an Zitrusfrüchte oder auch Quitte.

Bei welcher Temperatur trinkt man Orangewein und wie lange ist er haltbar?

Orangewein trinkt man am besten nicht so kalt wie Weißwein, aber auch nicht so warm wie Rotwein. Mit 12 °C bis 14 °C hat man eine sehr gute Empfehlung. Zu kalt getrunken können die Gerbstoffe im Mund unangenehm und hart wirken. Der Geschmack von Orangewein kann sich nach dem Öffnen weiterentwickeln und komplexer werden. Die Oxidation kann jedoch auch dazu führen, dass der Wein an Frische verliert und sich die Aromen verändern. Einige Orangeweine können nach dem Öffnen sogar noch an Attraktivität gewinnen, da sich weitere Aromen entfalten. Hinsichtlich der Lagerfähigkeit kann man sagen, dass Orangewein aufgrund seiner Tanninstruktur und Herstellungsmethoden meist länger lagerfähig ist als viele Weißweine.

Wozu passt Orangewein?

Seine Komplexität, Aromen und Textur machen Orangewein zu einem ausgezeichneten Begleiter für eine breite Auswahl an Speisen, von asiatischer Küche bis hin zu mediterranen oder auch würzigen Gerichten. Seine erdig-mineralischen Noten und die ausgewogene Säure harmonieren besonders gut mit Meeresfrüchten, Hart- und Weichkäse sowie vegetarischen Gerichten. Das Probieren von Orangewein ist wie eine Entdeckungsreise für die Sinne, die nicht nur den Wein selbst, sondern auch die Möglichkeiten der Küche in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Ein wunderschöner Kurzfilm

Ein wunderschöner Kurzfilm des BR „Vier Farben Wein“ führt herrlich witzig und unterhaltsam in knapp 30 Minuten in das Thema ein. Er spielt in der schönen Landschaft des Collio (Friaul-Venetien) und des slowenischen Brda, der wahrscheinlich stärksten Region für Orangewein-Kultur neben Georgien.

Orangewein aus Deutschland 

Neben den klassischen und bekannten Orangewein-Erzeugerländern wie Georgien, Slowenien und Italien werden auch Orangeweine aus Deutschland immer beliebter. Es gibt bereits eine vielfältige Auswahl an Orangeweinen, die aus verschiedenen weißen Rebsorten und weißen Cuvées hergestellt werden. Unterschiedliche Herstellungsnuancen, wie Maischezeit und Reifezeit, sowie Winzer, die die Weine nach den informellen Regeln der Naturweine erzeugen (spontanvergoren, ungeschönt, minimal geschwefelt, unfiltriert), führen zu einer weiteren schönen Vielfalt von Orangeweinen aus Deutschland.

Mir hat Orangewein einen neuen Geschmackshorizont eröffnet. Es sind Weine, die die Natur und Handwerkskunst der Weinkultur sowie die Leidenschaft der dahinterstehenden Winzer im besten Sinne transportieren.

Wenn du noch keinen Orangewein probiert hast und offen für neue Geschmackserlebnisse bei Wein und Essen bist, dann solltest du das unbedingt einmal ausprobieren.

Zurück zum Blog

Hinterlasse gerne einen Kommentar

Bitte beachte, dass Kommentare vor der Veröffentlichung freigegeben werden müssen.